
10.000 Roboter-Operationen: Schloss Werneck setzt neue Maßstäbe in der Gelenkchirurgie
15. Oktober 2025Ein besonderer Meilenstein wurde jetzt im Orthopädischen Krankenhaus Schloss Werneck gefeiert: Die 10.000. robotergestützte MAKOplasty-Operation für Hüft- und Kniegelenke. Zu diesem Anlass kam Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach persönlich nach Werneck, um dem Team um Klinikdirektor Prof. Christian Hendrich zu gratulieren.
„Eine großartige Leistung", sagte die Ministerin bei der Feierstunde im Café Balthasar. „Robotik steht nicht für Technik allein, sondern für mehr Sicherheit und Präzision in der Behandlung der Patientinnen und Patienten." Auch der unterfränkische Bezirkstagspräsident Stefan Funk war anwesend und schloss sich den Glückwünschen an.
Vorreiter seit 2013
Seit 2013 setzt die Klinik das MAKO-System ein – eine Robotertechnik, die beim Einsetzen von Knie- und Hüftprothesen die individuelle Anatomie berücksichtigt und den Chirurgen bei den Sägeschnitten millimetergenau führt. Schloss Werneck war damals die erste Klinik in Deutschland, die diese Technologie einführte – eine Pionierarbeit, die dem Haus internationale Beachtung verschafft hat.

Die 10.000. Operation ist eigentlich schon wieder Geschichte, verkündete Klinik-Direktor Christian Hendrich und verwies auf das High-End-Navigationssystem der zweiten Generation für die Wirbelsäulenchirurgie, womit das Orthopädische Krankenhaus Schloss Werneck erneut in Europa eine Vorreiter-Rolle einnehme. Foto: Dominik Ziegler
„Seitdem hat sich unsere Arbeit enorm verbessert – die Eingriffe sind präziser und die Ergebnisse für die Patienten verlässlicher geworden", erklärte Prof. Hendrich. Die Zahlen sprechen für sich: Während Patientinnen und Patienten früher 13 bis 17 Tage im Krankenhaus lagen, sind es heute nur noch knapp vier Tage. Die Komplikationsrate sank von zehn Prozent auf unter 0,2 Prozent. Auch die Zahl der Bluttransfusionen nach Knieoperationen konnte drastisch verringert werden – von 13 Prozent im Jahr 2012 auf nur noch 0,18 Prozent im Jahr 2024.
Damit gehört Werneck europaweit zu den Vorreitern. In den USA ist die Roboter-Technik bereits an rund 180 Kliniken wie der renommierten Mayo-Klinik oder dem Hospital for Special Surgery in New York im Einsatz.
Neue Ära in der Wirbelsäulenchirurgie
„Doch die 10.000. Operation ist eigentlich schon wieder Geschichte", verkündete Prof. Hendrich bei der Jubiläumsfeier. Die Klinik hat seit kurzem ein High-End-Navigationssystem der zweiten Generation für die Wirbelsäulenchirurgie in Betrieb genommen. „Damit sind wir wieder europaweit Vorreiter", so der Klinikdirektor. Operationen an der Wirbelsäule sind nun durch die moderne Computer-Technik auch minimalinvasiv möglich.
Was bedeutet das konkret? Statt eines großen Schnitts reicht nun ein Zugang von etwa einem Zentimeter. Über diesen Stichkanal können Schrauben direkt durch die Haut in die Wirbelkörper eingebracht werden – unterstützt von einem Navigationssystem, das während der Operation hochauflösende, dreidimensionale CT-Bilder liefert. So sieht der Chirurg auf dem Monitor die genaue Lage, erkennt Gefäße oder Nervenbahnen und kann Komplikationen vermeiden.

Judith Gerlach, Bayerns Gesundheitsministerin, betonte: „Unterfranken kann froh sein, so eine Klink zu haben. Viele Patientinnen und Patienten wünschen sich inzwischen, auf diese Weise operiert zu werden.“ Foto: Dominik Ziegler
Der Neurochirurg und Oberarzt Marco Amann erläuterte die Vorteile: „Mit der computergestützten 3D-Navigation finde ich bei der Operation den Punkt für den Eingriff auch auf der Haut millimetergenau." Bisher musste dafür die Muskulatur geöffnet und die Wirbel freigelegt werden. Jetzt reicht ein kleiner Schnitt, um eine Schraube von sieben bis acht Millimetern sicher zu platzieren. „Der Vorteil ist, dass die Muskulatur nicht zerstört wird, sondern erhalten bleibt – das macht die Genesung deutlich leichter", sagte Marco Amann. Viele Patientinnen und Patienten können schon kurz nach dem Eingriff wieder aufstehen.
Blick in die Zukunft
Prof. David Matusiewicz, einer der bekanntesten deutschen Experten für digitale Gesundheit, lobte in seinem Vortrag die Pionierarbeit Wernecks und sieht die Technik-Entwicklung in der Medizin erst am Anfang: „Die nächste Stufe ist die Verbindung von Robotik und Künstlicher Intelligenz."
Er denkt dabei an Pflegeroboter, die in einem Krankenhaus Medikamente bringen, Proben transportieren oder Zimmer reinigen – Aufgaben, die zuvor das ohnehin knappe Personal zusätzlich beansprucht haben. „Ganz ersetzen werden KI und Roboter die Menschen aber nicht", sagte David Matusiewicz. „Am Ende ist immer noch, wie bereits in Werneck praktiziert, das gute Zusammenspiel von Mensch und Maschine entscheidend."